The AI Prostheses
7 Configurations (2014-2019) ist ein Zyklus von Performances und Installationen, der von Marco Donnarumma konzipiert und in Zusammenarbeit mit einem Team von Wissenschaftler_innen, Designer_innen und Performer_innen entwickelt wurde. Im Mittelpunkt des Zyklus stehen die Konflikte um den menschlichen Körper im Zeitalter der künstlichen Intelligenz (KI).
Durch die kombinierte Forschung in den Bereichen Bewegung, Dramaturgie, Sound und Technologietechnik kombiniert jede der Performances und Installationen des Zyklus menschliche Körper, Roboter-Hardware, Software für maschinelles Lernen und Mikroorganismen zu einer besonderen "Konfiguration".
In dieser Ausstellung werden die Maschinen der 7 Konfigurationen vorgestellt: ein Roboter, der mit einem Metallmesser die Haut aufschneidet, eine Gesichtsprothese, die den Blick des Künstlers mit einem mechanischen Arm versperrt, und zwei Roboterstacheln, die als zusätzliche Gliedmaßen ohne Körper funktionieren. Diese Roboterprothesen, unheimliche Kombinationen des Maschinellen mit dem Organischen, wurden in einem vielschichtigen, iterativen Prozess der Zusammenarbeit zwischen Donnarumma, der Designerin Ana Rajcevic und dem Künstler und Ingenieur Christian Schmidts geschaffen. Ausgehend von Donnarummas Konzept der "nutzlosen Prothesen", paradoxen Objekten, die für den Körper entworfen wurden, aber nicht, um ihn zu verbessern, sondern um ihm Funktionen zu entziehen, entwarf Rajcevic ein einzigartiges Design für jede der Maschinen, die dann von Schmidts, Donnarumma und dem Neurorobotics Research Laboratory zum Leben erweckt wurden:
Einige der Maschinen sind von einem bakteriellen Biofilm umhüllt, der von Margherita Pevere gezüchtet wurde. Die Prothesen sind so konzipiert, dass sie als Darsteller mit eigener Handlungsfähigkeit agieren, d. h. mit ihren menschlichen Mitstreitern interagieren, ohne von außen gesteuert zu werden. Zu diesem Zweck sind die Maschinen mit biomimetischen neuronalen Netzen ausgestattet, d. h. Algorithmen zur Informationsverarbeitung, die von biologischen Nervensystemen inspiriert sind. Diese neuronalen Netze wurden von Donnarumma mit wissenschaftlicher Beratung durch das Forschungslabor für Neurorobotik (DE) programmiert und verleihen den Maschinen künstliche kognitive und sensomotorische Fähigkeiten.
Sensorische Daten, die in Echtzeit von Servomotoren erfasst werden, ermöglichen es jeder Prothese, ihren eigenen Körper im Raum sowie die Körper der anderen Darsteller wahrzunehmen und Bewegungen als Reaktion auf äußere Reize wie Berührung, Druck, Zug und Verdrehung zu improvisieren. Während sie sich bewegt, lernt eine Prothese etwas über ihre Partner und ihre Umgebung und ändert ständig ihr Verhalten, indem sie alleine oder in Interaktion mit menschlichen Darsteller_innen improvisiert.
[Marco Donnarumma]
Amygdala, 2016-2018, Roboterskulptur aus alleinstehender Installation.
Medien: Künstliche Haut, Künstlerhaar, Epoxid, Bienenwachs, FPGA-Computerplatine, maßgeschneiderte KI-Software (adaptive neuronale Netze, Verstärkungslernalgorithmen), Servomotoren, 3D-gedruckter Körper, Aluminiumchassis, Metallmesser aus Stahl.
Rei, 2018, Gesichtsroboterprothese, die in der Performance Eingeweide verwendet wird.
Medien: Bakterielle Zellulose, FPGA-Computerplatine, kundenspezifische KI-Software (adaptive neuronale Netze, Verstärkungslernalgorithmen), Servomotoren, 3D-gedruckter Körper, Aluminiumchassis.
C, 2018, robotische Wirbelsäulenprothese, die in der Performance Alia verwendet wird: Zǔ tài.
Medien: FPGA-Computerplatine, benutzerdefinierte KI-Software (adaptive neuronale Netze, Algorithmen für verstärkendes Lernen), Servomotoren, 3D-gedruckter Körper, Aluminiumgehäuse.
Kooperation:
AI Prostheses Credits
Konzept, Forschung, Biomechanik, KI-Programmierung: Marco Donnarumma
Visuelle Gestaltung und Forschung: Ana Rajcevic
3D-Modellierung und Druck: Christian Schmidts
Robotertechnik: Marco Donnarumma, Christian Schmidts
Zusätzliche Programmierung: Alberto de Campo
Neurorobotik-Berater: Prof. Manfred Hild
Mikrobielle Zellulosehaut: Margherita Pevere
Die KI-Prothesen wurden mit Unterstützung zahlreicher Koproduzenten und Institutionen entwickelt, darunter die Graduiertenschule der Universität der Künste Berlin (DE), das Berlin Centre for Advanced Studies in Arts and Sciences (DE), die Einstein Stiftung (DE), Wissenschaft im Dialog (DE), Baltan Laboratories (NL), das CTM Festival (DE), das Chronus Art Center (CN), das Retune Festival (DE) und das Resonans Festival (DK).